Zehnter Tag - Donnerstag, der 25.8.94

Etappe 9
Von Bad Fischau
Nach Hochwolkersdorf / Steiermark
Über Wiener Neustadt, Neudörfl, ab hier Rosalia-Radweg B32 über Sauerbrunn, Wiesen, Forchtenstein, Burg Forchtenstein; ab hier Straße; Rosaliahäuser, Rosaliakapelle.
Distanz 37 km
Bemerkung

Bei ständig drohendem Regen gegen 11h aufgebrochen. Es ist merklich kühler als gestern. Auf der Straße nach Wiener Neustadt. Durch die Fußgängerzone auf die Straße Richtung Mattersburg. In Neudörfl rechts ab auf den ausgeschilderten Rosalia-Radweg B32 und weiter bis Bad Sauerbrunn. Wir verlassen die Ebene. Bis Wiesen noch einigermaßen flach. Dann Anstieg. Am Scheitelpunkt des Anstiegs bei einer Kreuzung stellen wir uns bei einem Verkaufsstand für Früchte unter und schützen uns so ca. eine halbe Stunde vor dem Regen. Danach geht es trocken weiter. Rechts ab in Güterweg Richtung Forchtenstein. Erst am Hang entlang, dann gehts hurtig hinunter nach Forchtenstein auf 343 hm. Hier rechts halten und alsbald Anstieg zur Burg Forchtenstein. Die Steigung hat ca. 16-17% und langer Anstieg bis zur Burg über 150 hm.

Es ist 15 Uhr, wir beschließen, an der 1h dauernden Burgführung teilzunehmen. Die Burg ist im 17. Jhd. in den Besitz der Esterhazy gekommen, wurde im 18. Jhd. als Wohnsitz verlassen und ist seitdem Lagerort für Sammelstücke der Familie und eines Zeughauses für ein Husarenregiment. Jede Menge Ahnenbilder und Adeligenbilder von zweitrangigen, unbekannten Künstlern. U.a. Portrait von Vlad Tepes ("Vlad der Pfähler"), auch genannt Vlad Dracula, da Sohn des Grafen Vlad Dracul. Im 17. Jahrhundert hielt er in seiner Grafschaft Wacht gegen die anstürmenden Türken und war bekannt für seine Grausamkeit. So soll er einmal 16000 Türkenköpfe gleichzeitig auf Piken spießen haben lassen. Eine Fahnensammlung und ein Blick in einen Teil des Archivs sind interessant. Der Adel damals übernahm die üblichen Aufgaben einer Verwaltung, u.a. Führung des Grundbuches, Wahrung der Gerichtsbarkeit. Und natürlich genaue Verzeichnung der Einnahmen. Interessanter Gang durchs Zeughaus mit komplett erhaltener Ausrüstung vor allem für Grenadiere, als da wären: Säbel, Patronentaschen, Granatentaschen, Gewehre, Sättel, Panzer und Helme. In dieser Massierung habe ich sowas noch nicht gesehen. Es riecht nach Lederwichse. Der Grenadier damals muß sehr unbeweglich gewesen sein, wenn er seine ganze Ausrüstung mit einem Gewicht von ca. 35 bis 40 kg zu schleppen hatte. Nach der Führung noch ein kleiner Imbiss in der Burgtaverne. Weiter um ca. 17 Uhr.

Wieder gut bergauf bis zur Rosalienkapelle am Scheitelpunkt bei 750 hm. Dann im wesentlichen mäßig abfallend bis Hochwolkersdorf. Sobald die Straße den Wald verläßt, sehr schöne Aussicht über die "bucklige Welt". Das Wetter inzwischen wieder sehr zweifelhaft, kühl und regnerisch. Beschließen, nicht weiter zu fahren. Es ist ca. 18 Uhr. Im Ort Hochwolkersdorf 3 Gasthöfe und mindestens zwei Pensionen. Übernachtung im Gasthof Kabinger beim Sportplatz (Furthhof). Abendessen gutbürgerlich, erstaunlich reichhaltige Speisekarte. Stimmungsvolle Nacht mit stürmischem, die Bäume beugenden Wind.