Fünfter Tag - Samstag, der 20.8.94

Etappe 5
Von Melk
Nach Krems
Über Donauradweg Wachau, rechtes Ufer: Schönbühel, Aggsbach-Dorf, Mitterarnsdorf. Dann via Seilzugfähre auf linkes Ufer nach Spitz, St. Michael, Wößendorf, Joching, Weißenkirchen, Dürnstein, Stein bei Krems, Krems
Distanz ca. 40 (40) km
Bemerkung

Regen in der Nacht. Böser Husten, am Abend zuvor zuviel geraucht und getrunken. Lärm vom Kraftwerk donauaufwärts dringt ins Zelt. Morgens klart es auf, Sonnenschein am späten Morgen. Wir stehen um 10 Uhr auf. Zeltabbau und dann Frühstück im "Fährhaus Jensch". Gegen 12 Uhr auf der rechten Donauseite weiter. Dazu Richtung Melk, auf Bundesstraße links, dann vor Steigung links hinunter zum Radweg. Weiter im wesentlichen auf normaler Straße. In Schönbühel ein kurzer, aber knackiger Anstieg, dann lange Abfahrt. Anschließend ruhige Straße. Teilweise schöner Blick auf das andere Ufer. Wilde Zwetschgenbäume am Radweg. Gegenüber von Spitz übergesetzt auf die linke Seite. Nun durch die Weindörfer der Wachau. Alle ausnehmend schön.

Erste Station Spitz, dann St. Michael. Dort ist eine alte Wehrkirche zu bestaunen. Ursprünglich gotisch, später barockisiert mit Hochaltar in der Apsis und Hochkanzel an der linken Seite des Chores. Die Wände sehr schlicht in weiß gehalten. Ruhige und meditative Atmosphäre. Der Zugang ins Innere der Kirche ist hinter der offenen Eingangstür unter der Orgelempore mit einem Eisengitter abgesperrt. Ein Schild am Eingang bittet darum, die Kirchentüre nicht zu schließen, da Schwalben im Eingangsvorraum brüten. Wie idyllisch! Hinter St. Michael ein Stück Weges durch die Weinberge. Dann durch Wösendorf und Joching. Vor allem Wösendorf nochmals pittoresk.

Um 14 Uhr sind wir in Weißenkirchen in der Wachau. Im Ort lockt uns das Gasthaus Weiße Rose mit seinem sehr schönen Gastgarten, mit Kies und Kastanien, schattig und kühl, von einer Hecke an drei Seiten umgürtet. Der Gasthof scheint ein sehr altes Gemäuer zu sein, ansatzweise romanisch mit einem "Romeo und Julia"-Balkon. Wir essen zu Mittag und bereuen unsere Wahl nicht. Gutbürgerliche Karte, reger Zuspruch der heimischen Bevölkerung.

Im Ort eine Wehrkirche in Hanglage mit schönem Blick auf die Donau und die umgebenden Weinberge. Im ehemaligen Hofgut der Teisenhofer, einer schloßähnlichen Anlage mit einem von allen Seiten ummauerten Innenhof mit Arkadengängen, befindet sich das Wachaumuseum mit schönen Landschaftsgemälden der hiesigen Gegend aus dem 19. Jahrhundert und Skizzen in Kohle, aquarelliert. Es wird gerade eine Hochzeit in diesem Innenhof gefeiert: auf einem Podium spielt die Kapelle auf. Ein Saxophonist und ein Akkordeonspieler, beide im hohen Rentenalter, schruppen beschwingt leichte Weisen. Der Ort ist malerisch angelegt mit verwinkelten Gäßchen und Wegen, welche teilweise in den steilen Hang hineingelegt sind. Weindorf- und Wachauromantik. Vielleicht nicht so geschlossen wie in Dürnstein, aber dafür ruhiger und bei weitem nicht so touristisch überlaufen.

Auf dem Radweg geht es durch die Ausläufer der Weinberge nach Dürnstein. Wir verlassen kurz den Radweg, um den Hügel hoch durch Dürnstein zu fahren. Abwärts müssen wir schieben, um die Massen an Touristen nicht umzufahren. Weiter gehts nach Krems. Dort zum ÖAMTC-Campingplatz, nicht sonderlich ruhig gelegen zwischen Donau und Fernverkehrsstraße. Nach den üblichen Zeremonien wie ritueller Zeltaufbau gehts zum Abendessen in den Gasthof "Zur alten Post", einem Renaissancebau Mitte des 16. Jahrhunderts mit einem Arkadeninnenhof, welcher auch als Gastgarten benutzt wird. Ich genehmige mir einen Tafelspitz. Nach einigen Vierteln Wein geruhsam zum Campingplatz.