Vierzehnter Tag - Montag, der 29.8.94

Etappe 13
Von St. Anna am Aigen
Nach St. Anna am Aigen
Über Kapfenstein, Burg Kapfenstein, Bad Gleichenberg
Distanz ca. 30 km
Bemerkung

Wir beschließen, heute und morgen noch zu bleiben, mit kleineren Ausflügen in die Umgebung. Frühstück reichlich um 9:30, Frau Gangl leistet uns die ganze Zeit Gesellschaft. Es kommt nur eine etwas angestrengte Konversation, unter anderem über die EU und ihre Folgen für die Bauern, in Gang.

Gegen 13:30 machen wir uns ohne Gepäck auf den Weg. Zweifelhaftes Wetter, mit Regen ist zu rechnen. Es geht wie gewohnt hügelig über Jamm nach Kapfenstein und dort mühsam zur Burg hinauf. Oben Burgrestaurant der gehobenen Kategorie. Der Speisekarte nach zu schließen, kann man hier gut essen. Innen originell und "burgig" eingerichtet. Im Garten hervorragender Ausblick über die hiesigen "Bühel" bis hinüber zu den "Windischen Büheln", welche bekanntermaßen schon jenseits der Mur in Slowenien liegen. Nach kurzem Aufenthalt führen wir einen Gegenboykott gegen das uns hartnäckig ignorierende Personal durch und fahren weiter.

Den Berg rauschend hinab und unten, noch vor Kapfenstein, nicht zurück auf die Hauptstraße nach Bad Gleichenberg, sondern einer spontanen Eingebung folgend auf einen Wirtschaftsweg, welcher uns höhenmetersparend kammwärts nach Bad Gleichenberg bringen soll. Aber erstmal erreicht uns ein Gewitter und wir bevölkern für eine gute Stunde den Vorbau einer fast abbruchreifen Scheune. Einen geschnitzten Stock und zwei saure Äpfel weiter hats zu regnen aufgehört und die formidable Abkürzung führt uns hinunter wieder auf die Hauptstraße. Nix wars mit der Abkürzung. Immerhin nur noch ein Hügel bis Bad Gleichenberg.

In Bad Gleichenberg zieht mich ein Fahrradgeschäft magisch an. Ein erster Versuch: "4 kleine Flicken bitte" verläuft erfolgreich. "Einen Schlauch 28-32/622 von Continental" ist leider nicht erfolgreich. Leichtfertig mache ich weiter: "Hätten Sie vielleicht Ersatzbatterien für meinen Radcomputer?". Da ich nicht weiß, welche Batterien ich benötige, öffne ich das Batteriefach. Die Typbezeichnung stimmt nicht mit dem Angebot im Laden überein, aber die Bauform ist die gleiche. Die Batterien werden schnell gewechselt. Die Anzeige zeigt plötzlich nur noch Nullen an. Mir schwant Übles. Schnell wieder die alten Batterien hinein - nun blinkt die erste Null und "DIST" ist im Display zu sehen. Alles klar: die Batterien waren die Falschen, und die maximal 30 sec Zeit für den Batteriewechsel waren überschritten. Alles gelöscht: die Tageswerte und die fortlaufenden Notierungen der letzten 2 1/2 Jahre, die Uhrzeit und der Reifenumfang. Als ich dies dem Ladeninhaber erkläre, macht er einen leicht betretenen Eindruck.

Elke erzählt ihm von ihren Schwierigkeiten mit dem Rollendynamo. Eifrig macht er sich unaufgefordert mit Hammer und Schraubenzieher ans Werk. Der Dynamo war nicht richtig befestigt und wurde deshalb nicht fest genug ans Rad gedrückt. Danach funktioniert tatsächlich alles wieder. Für die Reparatur müssen wir nichts bezahlen und bekommen gute Wünsche mit auf den Weg, außerdem den wertvollen Tip, auf der Rückfahrt nicht wie vorgesehen, auf der Hauptstraße Richtung Radkersburg mit anschließender sehr hügeliger Querung nach St. Anna hinüber zu fahren, sondern ein Stück zurückzufahren (Richtung Kapfenstein) und dann rechts nach Steinbach abzubiegen. Dann ohne abzuzweigen durch bis Waltra, immer bergansteigend, ohne Höhe zu verlieren, von dort hinunter nach Plesch und dann die bekannten 2 km nochmals mit Anstieg nach Aigen.

So sind wir dann auch gefahren, mit wieder wunderschönen Ausblicken. Aber erstmal hinein nach Bad Gleichenberg. Ein Kurort im k. und k. Stil. Alle Hotels im Wald versteckt, es gibt nur ein kleines Ortszentrum. Der richtige Ort für einen dekadenten sonnigen Nachmittag mit Kaffee und Kuchen und einem Verdauungsspaziergang im Kurpark.

Kurz vor dem Regen waren wir wieder zurück in der Pension. Duschen und dann nach St. Anna in den Gasthof Annahof. Mäßiges Essen, und dann im Regen, gottseidank nur bergab, zurück in die Pension. Die Gelsen haben uns wieder. Aber einige der Gelsen muß der Regen abgewaschen haben. Schon im Gasthof hatten wir ihre ungeteilte Aufmerksamkeit, neben einigen harmlosen Fliegen, von denen eine unglücklich in Elkes Leberknödelsuppe abgesoffen ist.